19/05/2019
Douro - der Fluß
Die Wiege des Portweins liegt entlang des Rio Douro und seiner Nebenflüsse im Nordosten Portugals. Der in Spanien entspringende Strom (span.: Duero) durchfließt Portugal von Osten nach Westen und mündet bei Porto in den Atlantik.
DemarkierungGebiet
Klima
Kataster
Benefício und Punktesystem
Die Demarkierung
Nachdem man 1756 beschloß, das Gebiet für die "schiffbaren" Weine abzugrenzen und ein Kataster anzulegen (Geschichte - Companhia und Marquês de Pombal),wurden
in den Jahren 1758 bis 1761 - unter der Ägide des Marquês de Pombal -
erstmals genaue Karten erstellt und Grenzsteine gesetzt, um die
Demarkierung auch physisch sichtbar zu machen. Diese Maßnahme - in der
Weinwelt bis dahin einmalig - war äußerst erfolgreich: Der Ruf besserte
sich, die Preise und Exporte stiegen.
Nach dem Rücktritt des
Pombal (1777) wurde die erst kurz zuvor geschaffene Reglementierung
zunehmend aufgeweicht. Die Demarkierung wurde, infolge der wachsenden
Nachfrage immer weiter ausgeweitet - die Qualität der neuen Lagen jedoch
unzureichend beachtet. So hatte sich bereits 1801 das abgegrenzte
Gebiet in etwa verdoppelt. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurde die
Situation zunehmend chaotischer (Auflösung der Companhia usw.). Die
Überproduktion an Portwein wurde erst durch die großen Epedemien -
insbesondere die Reblaus, die 1868 erstmals am Douro auftrat - gesenkt.
Um
den Namen Porto endgültig handelsrechtlich zu schützen, definierte João
Franco die Região Demarcada (Abgegerenztes Gebiet) 1907 neu. Ein Jahr
später wurde sie noch einmal überarbeitet und verkleinert. Die letzten
Korrekturen erfolgten dann 1921 - In dieser Version ist die Demarkierung
bis heute gültig. Sie umfaßt ein Gebiet von rund 250.000 Hektar, von
denen weniger als 15% mit Reben bepflanzt sind.
Die Gemeinden,
die innerhalb des demarkierten Gebietes liegen, sind einzeln verzeichnet
und gehören zu den Distrikten Vila Real, Bragança, Viseu und Guarda.
Das Gebiet
Offiziell wird das Anbaugebiet in drei Regionen eingeteilt:
Baixo Corgo,
unteres Corgo, ist die kleinste Region. Sie beschreibt die Umgebung des
Rio Corgo und der Stadt Peso da Régua. Auf rund einem Drittel des
Gebietes wird Wein angebaut, so daß sich dort knapp die Hälfte aller
Weinberge des Douro befindet. Die Weine sind leichter und werden von
vielen Herstellern für jung zu trinkende Ports (einfache Tawnys usw.)
verwendet.
Cima Corgo, oberes Corgo, ist gut
doppelt so groß wie das Baixo Corgo. Im Herzen der Region liegt das
Städtchen Pinhão an der Mündung des gleichnamigen Flusses in den Douro.
Weniger als 15% der Fläche ist mit Reben bestockt, was einen Anteil von
rund zwei Fünfteln an der Gesamtrebfläche ausmacht. Die erzeugten Weine
gelten als das Nonplusultra der Douro-Region und bilden eine wesentliche
Grundlage (fast) aller namhaften Vintage Ports. Die Namen der Quintas
entlang des Douro - Malvedos (Graham's), Roêda (Croft), Bomfim (Silva
& Cosens/Dow's), La Rosa usw. - oder auch im Pinhão Tal - Santo
António (Fonseca), Noval, Terra Feita (Taylor's) usw. - lesen sich wie
ein Who is who des Portweins.
Douro Superior,
oberster oder äußerster Douro, ist die größte der Regionen. Sie breitet
sich östlich von S. João da Pesqueira bis zur spanischen Grenze aus.
Infolge der stromaufwärts immer ungünstigeren Bedingungen ist nicht
einmal ein Zwanzigstel der Fläche mit Wein bepflanzt. Doch auch hier
wachsen einige der ganz großen Portweine: Güter wie die Quinta da
Ervamoira (Ramos-Pinto) am Rio Côa oder die berühmten Quinta das
Vargellas (Taylor's) und Quinta de Vesúvio (Symington-Gruppe) am Ufer
des Douro liegen in dieser Region.
Das Klima
Von
Porto den Douro flußaufwärts erheben sich rund 30 Kilometer vor Peso da
Regua zwei mächtige Gebirge: Nördlich des Stroms die Serra do Marão
(1.415 m) und südlich die Serra de Montemuro (1.382 m). Sie schützen das
Douro-Gebiet vor kühlen atlantischen Winden und auch viel Feuchtigkeit
regnet sich dort ab.
Es herrscht somit ein relativ trockenes
Klima bei höheren Temperaturen. Den Douro weiter flußaufwärts folgend,
nehmen die Niederschläge immer weiter ab (1.000-400 mm/Jahr), während
die Temperaturen in umgekehrten Maße zunehmen. Ähnliches gilt auch bei
zunehmender Entfernung vom Douro wenn man den Nebentälern aufwärts
folgt.
Der Kataster
Für das 1921 neu abgegrenzte Anbaugebiet wurde in den Jahren 1937-45 ein Kataster angelegt. Die 84.000 Grundstücke der 30.000 eingetragenen Winzer wurden von Prüfungsteams - bestehend aus einem Agronomen, einem leitenden Landwirt, einem Weinstockklassifizierer und einem Zähler - nach und nach erfaßt. Folgende Angaben wurden dabei erhoben:
- | Lage des Weinbergs (Kreis, Gemeinde, Ort) |
- | Name und Adresse des Besitzers, Pächters oder Partners |
- | der vormalige Besitzer |
- | Grenzen |
- | Hänge und Wasserläufe |
- | Bodenbeschaffenheit |
- | Neigung des Geländes |
- | Höhe |
- | Abstand der Rebstöcke, Höhe des Spaliers, Pergolen |
- | bestockte Fläche, mit Angabe der für zukünftige Anpflanzungen freigehaltenen Flächen |
- | Zustand des Weinbergs |
- | Anbauaspekte des Geländes |
- | Zwischenanbau |
- | Bewohnungszustand |
- | angebaute Reben |
- | vorherrschende Sorten |
- | Prozentsatz des Ausfalls |
- | weitere Angaben |
|
|
Quelle: Instituto do Vinho do Porto (IVP)
Der Benefício und das Punktesystem
Der Begriff Benefício bezeichnet einerseits das Vinieren - also das Stoppen der Gärung durch Zugabe von Weindestillat - und zum anderen die vom Portweininstitut (Instituto do Vinho do Porto - IVP) festgelegte Menge, die zu Portwein ausgebaut werden darf. Alljährlich legt das IVP, in Abhängigkeit der Marktsituation, der vorhandenden Lagerbestände und der Zukunftsperspektiven, die Weinmenge fest, der der Benefício zugesprochen wird. So gibt es Jahre, in denen weit weniger als die Hälfte der gesamten Weinernte des Douro Portwein wird, aber auch Jahre (wie 1998) in denen, bei geringer Erntemenge, der Anteil bei mehr als 80% liegt.
(Heute (2019) muss man anmerken, dass die Zuteilung von Portquantitäten immer mehr an Bedeutung verliert, da ein Gros der Hersteller zunehmend auf Douro DOC Weine - anstatt auf Port - setzt.)
Die Verteilung dieser
festgelegten Menge an die einzelnen Weingüter wird von der Casa do
Douro in Régua vorgenommen. Um diese nach möglichst qualitativen
Gesichtspunkten durchführen zu können, wurde 1947/48 auf der Grundlage
des Katasters ein
Punktesystem eingerichtet. Danach wird anhand von zwölf Kriterien für
jeden Weinberg ein Punktwert errechnet. Dieser ordnet jeden Besitz
einer von sechs, mit den Buchstaben A bis F bezeichneten, Klassen zu,
die dann den Anteil am Benefício bestimmt.
Die Kriterien der Punktewertung sind in Reihenfolge ihrer Gewichtung:
Höhe
Der für das Klima wichtigen Höhenlage des Weinbergs werden zwischen 150 Pluspunkte (150 m) und 900 Minuspunkte (über 650 m) zugeordnet.
Produktivität
Alle 5 Jahre wird die Produktion des Weinbergs neu bewertet. Die Bewertung liegt dabei zwischen plus 120 Punkten - für Weinberge mit einer Produktion von weniger als 600 Liter je 1.000 Rebstöcke - und minus 900 Punkten bei mehr als 1.800 Litern.
Boden
Zwischen 100 Plus- und 600 Minuspunkte werden für die Bodenbeschaffenheit vergeben. Reiner Schieferboden erhält dabei die höchste Bewertung, die bei zunehmenden Granit sinkt und bei fruchtbaren Böden am niedrigsten ist.
Lage
Zur Bewertung der Lage ist das Gebiet in fünf Sektionen - diese dann in eine Reihe von Sektoren - aufgeteilt. Die Bewertungen steigen den Douro flußaufwärts an, bis sich ein mediterranes Klima durchsetzt. In der fünften, östlichsten Sektion liegen die Punktzahlen dann wieder etwas niedriger. Insgensamt reicht die Spanne von fünfzig Minus- bis sechshundert Pluspunkten.
Reberziehung
Der Reberziehung werden zwischen fünfhundert Minuspunkten - bei Anbau in Lauben - und einhundert Pluspunkten - bei Erziehung in niedrigen Kecken - beigemessen.
Rebsorten
Die im Kataster verzeichneten Reben werden mit -300 bis +150 Punkten bewertet.
Neigung
Den
günstigeren Bedingungen am Hang - wie intensivere Sonneneinstrahlung
und unfruchtbarer Boden - folgend, werden in der Ebene einhundert Punkte
abgezogen und für eine steile Lage bis zu einhundert Punkte addiert.
Exposition
Der Einfluß der Exposition wird im Verhältnis zur Sektion (s.a. Lage) betrachtet. Von -30 Punkten, für eine Nordlage in der ersten, westlichsten Sektion bis zu 100 Pluspunkten bei eine Südlage in der vierten, zweitöstlichsten Sektion, reicht die Bewertung.
Abstand der Rebstöcke
Von einem optimalen Bestand von 5.700 bis 6.900 Rebstöcken pro Hektar ausgehend, werden Weinbergen, die oberhalb dieses Bereichs liegen fünfzig Punkte abgezogen und Weinbergen, mit weniger als 5.700 Stöcken fünfzig Punkte hinzugerechnet.
Steinigkeit des Bodens
Sehr steinige Böden werden mit bis zu 80 Punkten bewertet. Wenig bzw. überhaupt nicht steinige Böden erhalten keine Punkte.
Alter der Rebstöcke
Das Alter der Reben wird wie folgt bewertet: Keine Punkte für Stöcke, die jünger als fünf Jahre sind, 30 Punkte für Reben, die zwischen fünf und fünfundzwanzig Jahre alt sind und 70 Punkte für alle älteren.
Schutz
Ein - speziell vor kalten Winden - sehr geschützter Weinberg erhält 60 Punkte, ein geschützter 30 und ein wenig oder überhaupt nicht geschützter keine Punkte.
Tabelle der Punktekriterien
Kriterium | Anforderung (min/max) | min. Punkte | max. Punkte | P.-Spanne | % (ca.) |
Höhe (m) | >650 / <150 | -900 | 150 | 1050 | 20,6 |
Produktivität (l/1000 Rebstöcke) | >1800 / <600 | -900 | 120 | 1020 | 20,0 |
Boden | fruchtbar / Granit / Schiefer | -600 | 100 | 700 | 13,7 |
Lage | nach Sektionen und Sektoren | -50 | 600 | 650 | 12,7 |
Rebenerziehung | Lauben / Kecken | -500 | 100 | 600 | 11,8 |
Rebsorte | nach Katastereintrag | -300 | 150 | 450 | 8,8 |
Neigung | eben / steil | -100 | 100 | 200 | 3,9 |
Exposition | differenziert nach Sektionen | -30 | 100 | 130 | 2,5 |
Abstand (Rebstöcke/ha) | >6.900 / <5.700 | -50 | 50 | 100 | 1,9 |
Steinigkeit | wenig / sehr | 0 | 80 | 80 | 1,6 |
Alter (Jahre) | <5 / 5-25 / >25 | 0 | 70 | 70 | 1,3 |
Schutz | wenig / sehr | 0 | 60 | 60 | 1,2 |
Summen |
| -3430 | 1680 | 5110 | 100,0 |
Quelle: Instituto do Vinho do Porto (IVP)
Aufgrund
des nach obenstehenden Kriterien errechneten Punktewertes wird jede
Besitzung einer Klasse zugeordnet, nach der letztendlich der Anteil am Benefício bestimmt wird. Die Klassen sind wie folgt aufgeteilt:
Klasse A | > 1.200 Punkte |
Klasse B | 1.001 - 1.200 Punkte |
Klasse C | 801 - 1.000 Punkte |
Klasse D | 601 - 800 Punkte |
Klasse E | 401 - 600 Punkte |
Klasse F | 201 - 400 Punkte |